Wie in allen anderen Sprachen tragen auch französische Redewendungen oftmals versteckte Botschaften in sich, die die Neugier der Lernenden wecken.
Schauen wir uns also ein paar Redewendungen unserer geliebten französischen Sprache an, die im Zusammenhang mit Essen stehen!
En faire (tout) un fromage (eine große Sache daraus machen)
Die Herstellung von Käse ist sehr arbeits- und zeitintensiv, obwohl die dafür benötigten Zutaten vergleichsweise einfach sind. Dies ist auch der Grundgedanke der Redewendung en faire (tout) un fromage, die mit dem Deutschen „eine große Sache daraus machen” verglichen werden kann. Die Redewendung tauchte Mitte des 20. Jahrhunderts auf und bedeutet, eine Situation komplizierter zu machen als sie eigentlich ist.
Beispiel: “Martin a juste cassé un verre, arrête d’en faire tout un fromage !”
Übersetzung: „Martin hat doch nur ein Glas zerbrochen, mach keine so große Sache daraus!”
Être haut comme trois pommes (ein Dreikäsehoch sein)
Diese Redewendung erklärt sich fast von selbst und lässt sich mit dem Deutschen „ein Dreikäsehoch sein” vergleichen: Wenn man gerade mal so groß wie drei aufeinander gestapelte Äpfel ist, ist man nicht besonders groß! Der Ursprung dieses Ausdruckes geht auf den Roman La Vagabonde der französischen Schriftstellerin und Journalistin Colette zurück, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts veröffentlicht wurde. Hier fand sich erstmals jene Passage: Hautes comme trois pommes, (…) (wortwörtlich: So hoch wie drei Äpfel)
Beispiel: “La dernière fois que j’ai vu ta fille, elle était haute comme trois pommes !”
Übersetzung: „Als ich deine Tochter das letzte Mal gesehen habe, war sie noch ein Dreikäsehoch!”
Raconter des salades (Lügengeschichten erzählen)
Diese Redewendung ist im 19. Jahrhundert entstanden und bezieht sich auf einen gemischten Salat, bei dem mehrere Zutaten nach Belieben hinzugefügt und vermischt werden. Raconter des salades ist eine Metapher für Klatsch und Tratsch, bei der es sich um eine Mischung aus wahren und falschen Aussagen sowie Widersprüchen und Unterstellungen handelt.
Beispiel: “Ils disent tous que Mélanie a rompu avec Pierre, mais ils ne racontent que des salades, ce n’est pas vrai !”
Übersetzung: „Alle sagen, dass Melanie sich von Pierre getrennt hat, aber das stimmt gar nicht, die erzählen nur Lügengeschichten!”
Faire chou blanc (keinen Erfolg haben)
Der Ausdruck faire chou blanc stammt von einem Kegelspiel, das im 16. Jahrhundert in der Gegend von Le Barry weit verbreitet war. Gelang es einem Spieler oder einer Spielerin nicht, die Kegel umzuwerfen, sagte man, dass er oder sie coup blanc mache. Durch den regionalen Dialekt wurde aus coup das Wort chou (Kohl) und die Redewendung blieb erhalten. Sie bedeutet etwa „keinen Erfolg haben” oder „leer ausgehen”.
Beispiel: “Les enquêteurs ont interrogé tout le voisinage pour trouver le coupable, mais ils ont fait chou blanc.”
Übersetzung: „Die Ermittler befragten die gesamte Nachbarschaft, um den Schuldigen zu finden, aber ohne Erfolg.”
Avoir la pêche (einen guten Tag haben)
Diese umgangssprachliche Redewendung wird verwendet, wenn eine Person topfit oder gut drauf ist. Der genaue Ursprung ist nicht bekannt. Der Ausdruck ist im 20. Jahrhundert aufgetaucht und könnte auf eine taoistische Legende zurückgehen, in der Pfirsiche ein Symbol für Unsterblichkeit und Fruchtbarkeit sind. Eine weitere mögliche Herkunft des Begriffs könnte der Boxsport sein, da man einen heftigen Faustschlag als pêche bezeichnet. Um einen pêche zu erzielen, muss ein Sportler oder eine Sportlerin demnach guter körperlicher Verfassung sein.
Anmerkung: Es gibt mehrere Varianten dieser Redewendung. Auch der Ausdruck avoir la patate (patate: Kartoffel) wird oft verwendet und stammt ebenfalls aus dem Boxsport. Die Redewendung hat sich zu avoir la frite weiterentwickelt.
Beispiel: “Sarah a dormi treize heures d’affilée ; elle a tellement la pêche qu’elle pourrait courir un marathon !”
Übersetzung: „Sarah hat dreizehn Stunden am Stück geschlafen und ist so gut drauf, dass sie einen Marathon laufen könnte!”
Bonus: Pleurer comme une madeleine (weinen wie ein Schlosshund)
Dieser Ausdruck bezieht sich auf eine Stelle in der Bibel, in der Maria Magdalena die Füße Jesu mit ihren Tränen gereinigt haben soll. Im 13. Jahrhundert bedeutete faire la madeleine, Reue vorzutäuschen. Erst im 19. Jahrhundert machte der französische Schriftsteller Honoré de Balzac den Ausdruck pleurer comme une madeleine in seinem Buch La Comédie Humaine (deutsch: Die menschliche Komödie) zu der heute bekannten Redewendung: Il ne revint pas pour dîner, et rentra fort tard. Je vous le jure, je restai dans ma chambre à pleurer comme une Madeleine, au coin de mon feu. (Er kam nicht zum Abendessen und kehrte spät nach Hause zurück. Ich schwöre euch, ich blieb in meinem Zimmer bei meinem Kamin und habe wie ein Schlosshund geweint)
Beispiel: Justine a encore échoué à son examen, je l’ai entendue pleurer comme une madeleine tout l’après-midi.
Übersetzung: „Justine hat ihre Prüfung schon wieder nicht bestanden, ich habe sie den ganzen Nachmittag lang wie ein Schlosshund weinen gehört”.
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