Der britische Akzent – auch bekannt als Received Pronunciation – ist wohl jedem ein Begriff. Aber wussten Sie bereits, dass es auch innerhalb der britischen Inseln noch viele weitere Arten des British English (BE) und verschiedene Dialekte gibt?
Genau aus diesem Grund möchte Ihnen das Gymglish-Team heute fünf englische Akzente vorstellen, die in Großbritannien gesprochen werden. Dadurch erweitern Sie nicht nur Ihr Wissen über Dialekte der englischen Sprache wie Cockney (Londoner Akzent), Scouse, den schottischen, walisischen und den irischen Akzent, sondern Sie können auch ganz nebenbei Englisch lernen und Ihre Aussprache verbessern!
Cockney
Einer der wahrscheinlich berühmtesten britischen Akzente ist Cockney, ein Dialekt, der im Arbeitermilieu im Osten Londons gesprochen wird. Der Begriff Cockney geht ursprünglich auf einen Spottnamen der Bürger Londons zurück: Ein cockney war jemand, der in Hörweite der Kirchenglocken von St Mary-le Bow wohnte. Auch heute noch gilt der Dialekt als Zeichen „wahrer” Ost-Londoner Herkunft.
Die zwei wichtigsten sprachlichen Merkmale von Cockney sind das th-fronting, wobei das th wie ein f ausgesprochen wird und das h-dropping, wobei das h am Anfang eines Wortes wegfällt und die nachfolgenden Vokale in die Länge gezogen werden. So betont man bei dem Wort head (Kopf) beispielsweise die Vokale a und e, während das h unhörbar wird. Hier finden Sie eine Liste weiterer sprachlicher Merkmale:
- th-fronting: Ersetzung von /θ/ und /ð/ durch /f/ und /v/
- h-dropping: Auslassung von /h/: harm klingt wie arm
- t-glottalization: Ersetzung von /t/ durch /ʔ/ in manchen Positionen
- Zentralisierung der Vokale der sogenannten englischen Received Pronunciation.
- L-Vokalisierung: Millwall [ˈmɪowɔː]
- Aussprache der Vokale:
- /iː/ → [əi], beet [bəiʔ]
- /eɪ/ → [æɪ~aɪ], bait [bæɪʔ]
- /uː/ → [əʉ] oder [ʉː], soon [səʉn]
- /aɪ/ → [ɑɪ] oder [ɒɪ], bite [bɑɪʔ]
- /ɔː/ → [oː], law [loː]
Um noch mehr über die korrekte englische Aussprache zu erfahren, lesen Sie doch unseren Artikel über die englische Lautschrift!
Ein weiterer interessanter Aspekt von Cockney ist der Cockney Rhyming Slang – eine sehr kreative und schwer verständliche Wortspielerei auf Basis von Reimen. So sagt man etwa bread (Brot) anstatt money (Geld), da sich money auf bread and honey (Brot und Honig) reimt. Ein weiteres bizarres Beispiel wäre, dass man frog (Frosch) anstatt road (Straße) sagt, da sich road auf frog and toad (Frosch und Kröte) reimt. Ziemlich crazy, nicht?
Wer spricht Cockney? Die Sängerinnen Adele und Amy Winehouse, genauso wie der Schauspieler Michael Caine sind für ihren Cockney-Akzent berühmt.
Scouse
Der typische Dialekt in und um die englische Stadt Liverpool wird Scouse genannt. Der Begriff Scouse geht auf ein traditionelles Seemannsgericht namens lobscouse (Labskaus) aus der Metropolregion Merseyside rund um Liverpool zurück.
Die sprachlichen Besonderheiten dieses Regiolekts sind die Betonungen der Buchstaben a, y und r: Während a und y besonders betont werden, wird das r eher untypisch für das Englische gerollt. Des Weiteren werden andere Pronomen verwendet: So sagt man etwa me anstatt my in der 1. Person Singular oder youse anstatt you in der 2. Person Plural. Hier finden Sie eine Liste der Gegenüberstellung der typisch englischen Aussprache und der Scouse-Aussprache:
- [fɜː] fur (Pelz) – [fɛː]
- [fɔːk] fork (Gabel) – [fɔːx] oder [fɔːk]
- [fɛə] fair (Fest) – [fɛː]
- [bʊk] book (Buch) – [bʉːx] oder [bʉːk]
- [θɪŋk] think (denken)- [t̪ɪŋk]
- l[ðɪs] this, (dieser)- [d̪ɪs]
- [wɪð] with (mit)- [wɪd̪]
Interessant zu erwähnen ist übrigens noch, dass das Wort boss in Scouse für sämtliche Adjektive verwendet werden kann: So steht boss etwa für very good (sehr gut), great (großartig), brilliant (brilliant), fantastic (fantastisch), sound (solide), ace (klasse), excellent (ausgezeichnet) oder wonderful (wundervoll).
Sollten Sie nun vorhaben, Scouse zu lernen, besuchen Sie am besten die beiden englischen Städte Liverpool und Manchester – und schauen Sie gelegentlich auf ein Fußballmatch der beiden legendären Clubs FC Liverpool und Manchester United vorbei!
Wer spricht Scouse? Die bekanntesten Vertreter des Scouse sind der Schauspieler Daniel Craig (bekannt für seine Rolle des James Bond) und die Kult-Band The Beatles.
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Schottischer Akzent (SSE)
Haben Sie bereits gewusst, dass es nicht nur American English (AE) oder British English (BE), sondern auch Standard Scottish English (SSE) gibt? Unter SSE versteht man die schottische Standardsprache, die man unbedingt von Schottisch-Gälisch (einer keltischen Sprache der Highlands) und dem schottisch-englischen Dialekt Scots unterscheiden muss. Sie sollten übrigens auch wissen, dass es nicht nur einen einzelnen, sondern mehrere schottische Akzente gibt. Der Einfachheit halber fassen wir diese aber zusammen und sprechen nun über die wichtigsten allgemeinen Merkmale des schottischen Akzents.
Der schottische Akzent, wie wir ihn heute kennen, hat sich über Jahrhunderte entwickelt und stand unter Einfluss der gälischen Sprache und der nordischen Sprachen der Wikinger, die einst in Schottland eingefallen sind.
Besonders interessant am schottischen Akzent ist, dass es keine Unterscheidung zwischen kurz und lang gesprochenen Vokalen gibt. Das bedeutet, dass die beiden Wörter pull (ziehen) und pool (Schwimmbecken) im schottischen Englisch zum Beispiel gleich klingen. Des Weiteren ist SSE auch rhotisch, was bedeutet, dass der Buchstabe r vor Konsonanten und am Ende des Wortes betont und artikuliert wird. So würde ein Schotte oder eine Schottin Scotland (Schottland) als „skortlond” aussprechen, während man im britischen Englisch „skottlund” sagen würde.
Das Wort loch (schottisch für See) genießt im schottischen Englisch ebenso eine besondere Aussprache – es wird nämlich genauso wie im Deutschen mit einem kehligen „ch” [lɔx] betont!
Wer spricht mit schottischem Akzent? Die Schauspielerin Tilda Swinton, der Tennisspieler Andy Murray, und der Schauspieler Ewan McGregor sind nur einige wenig prominente Schott*innen.
Irischer Akzent
Auch den irischen Akzent sollten Sie keinesfalls mit der irischen Sprache verwechseln! Irisch (auch Gaelic genannt) ist eine keltische Sprache und neben Englisch die zweite Amtssprache Irlands. Der irische Akzent hingegen ist die bestimmte Betonung, die Iren und Irinnen beim Englischreden an den Tag legen. Wie auch beim schottischen Akzent gibt es nicht nur einen einzigen irischen Akzent, sondern viele verschiedene. Der Einfachheit halber werden wir uns aber auf den irischen Akzent rund um Dublin, die Hauptstadt Irlands, konzentrieren.
Hier ein paar Merkmale und Beispiele:
Im Gegensatz zu den ländlichen Dialekten Irlands ist das in Dublin gesprochene Englisch der Arbeiterklasse nicht rhotisch – das bedeutet, dass das r am Ende eines Wortes nicht gerollt oder ausgesprochen wird. Der Diphthong ou wird mit irischem Akzent wie ɛu, æu oder ɜu ausgesprochen, weshalb das Wort mouth (Mund) beispielsweise eher wie „mehooth” klingt. Auch der für das Englische typische Laut th wird ofmals wie d oder t ausgesprochen. Die Wörter Thing (Ding) und this (dieser) klingen dann etwa eher wie „tin” und „dis”.
Wer spricht mit irischem Akzent? Die Schauspielerin Saoirse Ronan, die Band U2 sowie der Schauspieler Cillian Murphy, der die Hauptrolle in der Netflix-Serie Peaky Blinders spielt.
Walisischer Akzent
Wussten Sie bereits, dass Wales ein Teil des Vereinigten Königreichs und ein eigenes Land ist? (Das könnten Sie sich beispielsweise merken, wenn Sie das nächste Mal Stadt-Land-Fluss spielen.) Mit 3,13 Millionen Einwohner*innen gibt es nicht nur einen einzigen, sondern viele verschiedene Dialekte. Der Einfachheit halber werden wir uns jedoch eher auf den walisischen Akzent rund um die Stadt Cardiff (Cardiff accent, Cardiff English) konzentrieren.
Der walisische Dialekt wurde stark von der keltischen Sprache Cymraeg (Walisisch) und von den Dialekten Ostengland beeinflusst. Interessanterweise hat der walisische Akzent auch Ähnlichkeiten mit den Akzenten Neuseelands oder Südafrikas. Das h-dropping (Weglassen des Konsonanten h) ist typisch für walisische Akzente. Vokale werden oftmals in die Länge gezogen und stärker betont. So wird der Staat Wales beispielsweise wie „Weealss ausgesprochen, während es bei Engländer*innen wie „Wayells” klingt.
Wer spricht mit walisischem Akzent? Der Fußballer Gareth Bale, der Autor Roald Dahl oder die Schauspielerin Catherine Zeta-Jones sind für ihren walisischen Akzent bekannt.
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