Diese fünf nordamerikanischen Maler*innen haben mit Provokation, Engagement und Leidenschaft eine bissige und realistische Analyse der amerikanischen Gesellschaft gezeichnet.
Heute möchten wir Ihnen einige Frauen und Männer vorstellen, deren Werke Themen repräsentieren, die selbst viele Jahre nach dem Tod der Künstler*innen noch immer brandaktuell sind.
Diese Liste ist natürlich nicht vollständig, sondern nur ein kleiner Überblick über einige amerikanische Talente der Vergangenheit und Gegenwart. Unser Team würden sich sehr über Ihre Kommentare und Empfehlungen für unsere zukünftigen Artikel freuen.
Edward Hopper (1882–1967)
Die Welt von Edward Hopper macht keinen besonders fröhlichen Eindruck, so viel lässt sich sagen. Die oft als melancholisch und voyeuristisch beschriebenen Werke strahlen Einsamkeit aus und vermitteln das Gefühl von Trostlosigkeit und Überdruss bis zur Perfektion. Die von Hopper behandelten Themen sind breit gefächert und spiegeln häufig das Alltagsleben der Amerikaner*innen seiner Epoche wider. Die Gemälde des detailverliebten Malers sind im Realismus zu verorten und stellen beispielsweise Leuchtreklamen, Tankstellen oder Motels dar. Szenen, die sich unmöglich in einem anderen Land ansiedeln lassen als den Vereinigten Staaten. Zu den bekanntesten Werken gehören Nighthawks und Automate.
Wichtigstes Thema: die Darstellung des Lebens der Mittelklasse, das während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen Wandel durchläuft. Die Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre, auch als „The Great Depression“ bekannt, die Modernisierung der Gesellschaft, die Anziehungskraft der Großstädte. All diese Momente wurden in den Werken von Edward Hopper festgehalten und für die Nachwelt verewigt.
Norman Rockwell (1894–1978)
Rockwell, der schon als Kind leidenschaftlich gern zeichnete, illustrierte sein erstes Buch im Alter von 16 Jahren. Im Jahr 1935 nahm seine künstlerische Laufbahn eine strategische Wendung, als er zwei Kultromane von Mark Twain illustrierte: Tom Sawyer und Huckleberry Finn.
Der für seine Liebe zum Detail und die realistischen Darstellungen seiner Zeichnungen und Gemälde bekannte Maler begann 1942 eine vierteilige Gemäldeserie, die zum berühmtesten Werk seiner Karriere werden sollte. Die Reihe mit dem Namen „The Four Freedoms“ ist eine bildhafte Wiedergabe der Rede des damaligen Präsidenten Franklin Roosevelt und repräsentiert die Redefreiheit, die Religionsfreiheit, die Freiheit von Not und die Freiheit von Furcht. Insgesamt illustrierte Rockwell über 100 Titelseiten für das Magazin Saturday Evening Post, darunter das berühmte und leicht schräge Triple Autoportrait aus dem Jahr 1960.
Dank seiner Bekanntheit begann der Maler 1964, für das Magazin Look zu arbeiten, und schuf seine politisch engagiertesten Werke, darunter das berühmte Gemälde „The Problem We All Live With“. Die mitten in der Zeit der Rassentrennung entstandene Illustration zeigt Ruby Bridges, ein kleines schwarzes Mädchen, auf dem Weg in eine Schule in New Orleans, die ausschließlich von weißen Kindern besucht wird. Die Gemälde von Rockwell sind ein perfektes Spiegelbild seiner Epoche, und seine Arbeit wird noch heute mit den bedeutenden Ereignissen assoziiert, derer er Zeuge war (die Bürgerrechtsbewegung, die Weltwirtschaftskrise, der Zweite Weltkrieg …).
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Niki de Saint Phalle (1930–2002)
Die unkonventionelle Autodidaktin Niki de Saint Phalle entstammte dem französisch-amerikanischen Großbürgertum. 1952 entdeckte sie während eines Aufenthalts in einer psychiatrischen Klinik die Kunst und begann zu malen. Insbesondere widmete die in einem antirassistischen Kontext aufgewachsene Künstlerin schwarzen Persönlichkeiten, die zu wenig Anerkennung erfahren hatten, eine ganze Serie von Skulpturen mit dem Namen Black Heroes.
Mit ihren imposanten Nanas setzte Saint Phalle den Frauen und ihrem „Größenwahnsinn“ ein Denkmal, wandte sich aber auch von der Welt des Kunstmarktes ab und machte auf die Schwierigkeit aufmerksam, sich als Frau in einer von Männern dominierten Welt durchzusetzen. Die manchmal als sorglos und fröhlich interpretierten Skulpturen und Gemälde spiegeln ihre eigene innere Gewalt sowie auch die ihrer Umgebung wider. 1961 erlangte Saint Phalle mit ihrem Werk Tirs den Rang einer weltberühmte Künstlerin. In dieser Gemäldereihe brachte die Malerin ihr Aufbegehren gegen die Gesellschaft der damaligen Zeit zum Ausdruck (Algerienkrieg, Hiroshima …).
Niki de Saint Phalle engagierte sich auch für den Kampf gegen AIDS und brachte 1987 ein Buch mit dem Titel „AIDS. Vom Händchenhalten kriegt man’s nicht“ mit heraus. Ergebnis: 70.000 verkaufte Exemplare, deren Erlöse direkt in die AIDS-Hilfe flossen.
Keith Haring (1958–1990)
Wir sind davon überzeugt, dass Sie den legendären Figuren von Keith Haring bereits begegnet sind. Aber kennen Sie eigentlich die Geschichte des Künstlers? Der junge Keith wuchs in einer strengen und konservativen Familie auf und begeisterte sich schon früh für das Zeichnen. Inspiriert von der alternativen Kultur der 1980er-Jahre, wurde ihm in New York bewusst, dass man Kunst auch außerhalb von Galerien und Museen schaffen kann. Straßen, U-Bahn-Stationen, Lagerhäuser, Toiletten in Schwulenbars: Nichts setzte der Kreativität des jungen Mannes, der mehrmals wegen Vandalismus verhaftet wurde, Grenzen.
Immer wieder prangte der höchst engagierte Künstler in seinen Werken Rassismus, Apartheid, Homophobie, Polizeigewalt oder auch Atomkraft an. Als Antwort auf die Drogenepidemie in New York erstellte er 1986 das Fresko Crack Is Wack, das später unter Schutz gestellt und 2007 sogar restauriert wurde. 1988 erfuhr der Künstler, dass er mit HIV infiziert war, und widmete die letzten Jahre seines Lebens dem Kampf gegen AIDS, um die Öffentlichkeit stärker auf diese Krankheit aufmerksam zu machen. Ein Jahr später gründete er seine eigene Stiftung, bevor er 1990 im Alter von 31 Jahren verstarb.
Jean-Michel Basquiat (1960–1988)
Als hochbegabtes Kind einer kleinbürgerlichen Familie aus Brooklyn begann Jean-Michel Basquiat 1976, unter dem Pseudonym SAMO (Same Old Shit) in der Nähe der Kunstgalerien von Manhattan rätselhafte, provokative und sarkastische Botschaften an die Wände zu sprühen.
Basquiat, der seine Kunst als „80 % Wut und 20 % Rätsel“ bezeichnete, widmete seine Energie schon bald darauf einzigartigen und ausdrucksstarken Werken, in denen Rassismus und die Ungleichheiten, unter denen Schwarze in den Vereinigten Staaten zu leiden haben, angeklagt wurden. Der Künstler war stolz auf seine kreolische Identität und stellte in seinen Gemälden immer wieder legendäre schwarze Persönlichkeiten wie Muhammad Ali, Sugar Ray Robinson oder Malcolm X in den Fokus.
Er starb im Alter von nur 27 Jahren auf dem Höhepunkt seines Ruhms und prägte die moderne Kunst durch seine rund 800 Gemälde (die er in nur sieben Jahren anfertigte) entscheidend. Sie sind noch heute von trauriger Aktualität.
Bonus: Andy Warhol (1928–1987)
Wie könnte man diese Liste abschließen, ohne den „König der Pop Art“ zu erwähnen? Vom Alltagsleben inspiriert, fertigte Andy Warhol mit den berühmten Porträts von Marilyn Monroe und Elvis Presley 1962 seine ersten Siebdruck-Darstellungen amerikanischer Stars an. Als Zeuge der Nachkriegszeit und einer aufstrebenden, verschwenderischen Konsumgesellschaft, richtete er einen nicht etwa kritischen, sondern vielmehr neugierigen, fragenden Blick auf diese Konsumgesellschaft und den Platz des Objekts in der Kunst. Warhol liebt es, alltägliche Gegenstände der Amerikaner*innen darzustellen, wie beispielsweise die Campbell’s Soup Cans, die Brillo Boxes (Waschmittelverpackungen) oder die Green Coca-Cola Bottles. Die Wiederholung der Motive spiegelt die aufgestapelten Waren in den Supermarktregalen wider.
1967 schuf er die Werke Death and Disasters (wörtlich „Tod und Desaster“) sowie Big Electric Chair („großer elektrischer Stuhl“). Mitten in einer Kontroverse rund um die Frage nach der Todesstrafe in Amerika beschloss Warhol, den elektrischen Stuhl auf frontale, brutale und schlichte Weise darzustellen, um dessen Wirkung zu verstärken. Die Verwendung der Farbe Rot erzeugt einen gewissen Eindruck von Gewalt, der den Betrachter bzw. die Betrachterin schockiert.
Das Erlernen einer Sprache lässt sich nicht auf die Kenntnis pädagogischer Begriffe reduzieren. Eine Sprache ist auch eine Kultur. Zu jedem unserer Sprachkurse (Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch) bieten wir unseren Teilnehmer*innen ein ganzes Universum an faszinierenden Persönlichkeiten und kulturellen „Häppchen“ an, die am Ende jeder Lektion als „Dessert“ präsentiert werden.
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